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Wie das so ist im Leben: Erstens kommt immer alles anders und zweitens: als man denkt. Wo es ein halbes Jahr vor den Abschlussprüfungen noch hieß, dass ich nach meiner Ausbildung ins Museum komme, so hieß es dann ca. einen Monat vor den Prüfungen: „Du gehst zur Abwasserentsorgung.“ Aha. Okay – dachte ich mir und wusste lange nicht, was mich da erwarten wird, außer stinkender Brühe.
Nach bestandenen Abschlussprüfungen und der dazugehörigen Feier ging es geringfügig übernächtigt zum ersten Arbeitstag und dem ersten Gespräch mit der neuen Chefin.
Und was soll ich sagen? War super. Mein Job? Primär das Koordinieren und Planen von ca. 1100 Führungen im Jahr auf allen sechs Klärwerken und zwei Wasserwerken, plus OWA (Oberflächenwasser-Aufbereitungsanlage) Tegel und LISA (Leit- und Informationssystem Abwasser; von hier können alle Pumpwerke bedient werden), national und international – also nix stinkende Brühe, zumindest vorerst.
Das war eine klare Ansage und so saß ich in meinem neuen Büro und wartete auf meinen Kollegen, der mich in die Arbeit einweisen sollte. Nachdem das geschehen war, ging es dann auch gleich in die Vollen und am Ende der Woche hatte ich bereits zehn Schulen mit Terminen versehen und einen Betriebsausflug einer Firma auf eines unserer Werke organisiert.
In den folgenden Wochen schlossen sich dann weitere Schulen und Delegationen aus Polen, Russland und China an, sowie eine in Berlin ansässige japanische Schule und andere bilingual unterrichtende Schulen. Ich muss sagen, dass ich nicht schlecht aus der Wäsche geguckt hab, als ich die Nummer einer Schule, die sich via Mail gemeldet hatte, wählte und plötzlich auf Japanisch begrüßt wurde… aber es macht Spaß. Jeden Tag neue Menschen am Telefon, die alle an unserem Unternehmen und den Anlagen interessiert sind.
Vor kurzem hatte ich dann die Gelegenheit, selber meine erste Führung einer 4. Klasse in Ruhleben durchzuführen. Himmel war ich nervös. Die Vorbereitungen haben mich echt Nerven gekostet, da ein Klärwerk ja doch eine recht umfangreiche Geschichte ist mit den ganzen Reinigungsstufen und den chemischen Abläufen im Belebungsbecken… (Hatte ich erwähnt, dass ich Chemie im Abi abgewählt habe?).
Aber meine Sorgen waren unbegründet: Die Klasse war super lieb und unkompliziert.
Nach zwei Stunden mit den Kleinen war ich überglücklich: Darüber, dass es keine Pannen gab, darüber, dass das Feedback der Kleinen und der Lehrer so positiv ausfiel und irgendwie auch darüber, dass es vorbei war. Denn so schön dieses Erlebnis auch war, es war tatsächlich auch ganz schön anstrengend… Die Top-Fragen der Kleinen waren übrigens: Warum fällt das Wasser eigentlich nicht aus den Becken und von der Erde wenn diese sich dreht? Und: Wenn das Saubermachen so kompliziert ist, warum machen wir das Wasser denn dann dreckig? Zuckersüß. Einfach nur zuckersüß.
Primär bin ich aber im Büro und kümmere mich um die Terminplanung für die acht Werke, auf denen Führungen stattfinden. Ich freue mich auf die nächste Führung und auf die Ausflüge zu den Werken – Ich muss ja schließlich wissen, wie es vor Ort aussieht, damit ich den Besuchern im Notfall Auskunft geben kann, wie sie zum Werk kommen (Ihr ahnt gar nicht, wie häufig ein Anruf kommt, in dem es dann heißt: „Ja, wir stehen hier auf `nem Feld und haben einen Termin im Klärwerk – Wo müssen wir lang?“).
Hätte ich damit ein halbes Jahr vor meinen Prüfungen gerechnet? Niemals. Aber über dieses „Unverhofft kommt oft“ bin ich mehr als glücklich!