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Der letzte Blick auf die Uhr. Noch zwei Stunden. Langsam steigt die Aufregung. Oh Mann, jetzt bloß keine Panik auf den letzten Metern bekommen. Käffchen und Beruhigungsstängel bringen die nötige Ruhe. Schnell nochmal gucken, ob auch alle Sachen dabei sind. Sieht gut aus.
Sicherheitshalber einen zweiten Stift eingesteckt, Berichtshefte und die IHK-Einladung geschnappt und dann los zur Bahn. Mal wieder das typische Bild der letzten Tage: volle S-Bahn und kein Sitzplatz, da fällt der Plan, sich noch mal einen Überblick zu verschaffen, ins Wasser.
Während der Fahrt wird mir nochmals bewusst, dass schon fast anderthalb Jahre vergangen sind, und so manche Eselsbrücke basiert auf den – manchmal Slapstickartigen – Situationen der Berufsschule. Inzwischen macht auch manche – doch eher trocken gehaltene Unterrichtseinheit – im Zusammenhang mit der Zwischenprüfung Sinn.
Vom Bahnhof Zoo waren es noch 5 Minuten Fußweg zur IHK. Nach einem Blick auf die Uhr merkte ich, dass noch immer eine knappe halbe Stunde bis zum Anfang der Prüfung Zeit war. Also das gleiche Spiel nochmal: einen Kaffee an der Ecke geholt und kurz mit den ebenfalls wartenden Azubis über die möglichen Prüfungsthemen gesprochen. Irgendwie hat man sich ja vorher auch einen Ablaufplan im Kopf zurechtgelegt. Der Wunschvorstellung nach wäre es schon besser, die „einfachen“ Klausuren zuerst zu schreiben und die ungeliebten Themen noch ein bisschen warten zu lassen…
Als die Tür mit dem Zahlen-Code James-Bond-mäßig aufging und im Flur niemand auf uns wartete, machte sich allgemeine Ernüchterung breit. Man hatte sich ja irgendwie schon vorgestellt, dass jemand uns in Empfang nimmt und zum Prüfungsort bringt, aber nix da. Als wir den Raum gefunden hatten, sollten wir an dem Tisch mit unserer Nummer Platz nehmen und den Personalausweis vorlegen. Die etwas ältere Dame, die uns die Tür aufgeschlossen hatte, gab uns das IHK-Schreibpapier, ging kurz auf den Ablauf des Tages ein und widmete sich dann voll und ganz ihrem E-Book Reader. Glücklicherweise war die Reihenfolge der Themen, zumindest für mich, genau nach meiner Wunschvorstellung. Die Hauptfächer unserer Schulausbildung „Service und Beratung“, die unter anderem der Vorbereitung von Kundengesprächen dient sowie „Medien- und Informationsdienste“, in der es hauptsächlich um die Datenerfassung und das Arbeiten in Datenbanken geht, waren geschafft. Dann kam es zur letzten und in meinen Augen schwersten Klausur: einer Kombination aus Sozialkunde und Wirtschaftslehre. So lief das Ganze dann auch eher mittelmäßig. Es wurde nach den Bürgerrechten und Grundrechten in Bezug auf den BER-Flughafen-Streit gefragt. Anwendungsbeispiele mussten wir zusätzlich finden – also mal wieder völlig umsonst gelernt. Was zu erwarten war, da unser Sozialkundelehrer für seine mitunter stofffremden Fragen bekannt ist.
Egal, jetzt war es geschafft! Und obwohl der Druck eigentlich gar nicht groß war, kam es mir dann schon so vor, als ob eine kleine Last von meinen Schultern fiel. Den Blicken der anderen nach zu urteilen ging es nicht nur mir so ;)
Man kann also sagen: Viel Panik um nichts – also fast nichts :) Wenn das Ganze in die Übernahmenote oder die Note der Abschlussprüfung eingegangen wäre, so wie es in den folgenden Jahren der Fall sein wird, hätte es wahrscheinlich anders ausgesehen. Obwohl es auch mal ganz gut war, zu sehen, wo man steht und zu merken, was man schon alles gelernt hat oder gelernt haben sollte. Bleibt noch das Warten auf die Ergebnisse und die Hoffnung, dass doch irgendwie alles glatt ging.