Lesedauer: ca. 2 Minuten
Nicht ganz – die Berliner Wasserbetriebe hatten vorgesorgt. Bevor wir, die BA-Studenten, in unsere erste Praxisphase gehen sollten, stand für uns ein zweitägiges Erste-Hilfe-Seminar auf dem Programm.
Als ich am ersten Tag meiner Praxisphase in den Betrieb kam, wusste ich noch nicht, was mich erwarten würde. Würde dies wieder so ein langweiliges Erste-Hilfe-Seminar wie für den Führerschein werden? Wieder mal nur theoretisch die Herz-Druck-Massage erklärt bekommen und bloß nicht das Verbandsmaterial auspacken – soll ja schließlich auch noch für die nächsten Seminare reichen!
Sinn und Zweck war es, das richtige Verhalten in Notfällen zu erlernen und als Erst-Helfer für Familie, Kollegen und im Zweifelsfall eben auch Verletzte ausgebildet zu werden. Nach der Einführungsrunde merkte ich schnell, dass wir alle ganz verschiedene Vorkenntnisse besaßen. Manche hatten erst letztes Jahr an einem solchen Erste-Hilfe-Kurs teilgenommen, andere vor zwei Jahren und wieder andere noch gar nicht. Zwischen den einzelnen Theorieblöcken wurde das soeben Erlernte dann auch gleich anhand praktischer Übungen verinnerlicht. Wir lernten, was für Anzeichen auf einen Herzinfarkt hindeuten und wie man in einer Schocksituation richtig handelt. Im Verlauf des ersten Tages kamen wir auch zur stabilen Seitenlage und Herz-Lungen-Wiederbelebung.
Zwischen den Diskussionen, welcher Rhythmus nun der Richtige für die Wiederbelebung wäre, präparierte der Schulungsleiter schon mal zwei Dummys, an denen wir die Herz-Lungen-Massage üben konnten – ohne jemandem gleich den Brustkorb zu brechen. Manche Rettungshelfer meinen nämlich, dass es keine erfolgreiche Herz-Lungen-Wiederbelebung ohne ein paar gebrochene Rippen gibt… Nun ja, leichter gesagt als getan. Bis 30 (die Anzahl der Herzdrucke) und 2 (also die Wiederholungen) konnten wir alle noch zählen, aber wie weit und in welchem Rhythmus drückt man den Brustkorb und wie viel Atemluft führt man ihm dann um Himmels Willen zu? Da ein Dummy zum Glück schmerzfrei ist und wir die ganze Prozedur mehrmals übten, wurden die meisten unserer Fragen beantwortet. Doch vorher waren wir alle ein bisschen skeptisch, was die Dummys betraf. Würden wir jetzt alle dieselbe Puppe küssen? Dieselbe Puppe war’s, aber wir hatten jeder eine eigene Maske, die man dem Dummy über das Gesicht zog.
An unserem zweiten Tag wiederholten wir zur Festigung einiges vom Vortag und lernten anschließend, wie man bei einem Verkehrsunfall richtig handelt. Dazu zählt nicht nur die Absicherung der Unfallstelle, sondern auch das Absetzen eines Notrufs. Zum Schluss war dann unser Schauspieltalent gefragt. In einer gespielten Unfallsituation sollten wir zeigen, dass von den zwei Seminartagen auch etwas hängen geblieben ist und nach kritischer Beäugung und der Auswertung des Schulungsleiters erhielten wir unsere Erste-Hilfe-Scheine.
P.S.: Übrigens ist jeder zur Ersten Hilfe verpflichtet …