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Mein Name ist Maria und ich habe im Rahmen des technischen Jahres für junge Frauen (“EnterTechnik“) ein dreimonatiges Praktikum bei den Berliner Wasserbetrieben absolviert.
In meinem Blogeintrag möchte ich Euch mit auf die Reise meiner ersten zweieinhalb Praktikumswochen nehmen. Diese fanden im Ausbildungszentrum der Berliner Wasserbetriebe in Rummelsburg statt. Meine Anlaufstelle war das zweite Ausbildungsjahr im Bereich Elektrotechnik. Ich war sehr überrascht, als ich sah, dass Frauen dort keine Seltenheit sind.
Viel Praxis in den ersten Tagen
Die ersten drei Tage verbrachte ich im zweiten Lehrjahr und lernte in der Zeit das Löten und „Abisolieren von Adern“ (Isolieren einzelner Leiter eines Leiterbündels) kennen. Ich durfte, um das Löten zu üben, einen Würfel aus sechs selbst zusammengelöteten Netzen bauen. Am Freitag lernte ich dann, dass kurz vor dem Feierabend immer noch geputzt und gewischt wird, damit auch alles ordentlich für den nächsten Montag ist.
Die Woche darauf erfuhr ich, dass das zweite Lehrjahr in dieser Woche Schule hat und gar nicht im Haus ist. Deshalb hatte ich genügend Zeit, meinen Würfel fertigzulöten. Danach durfte ich mir noch eine Lötübung für Tage, an denen ich nichts anderes zu tun habe, aussuchen. Ich konnte mich zwischen dem Bau einer Ampelschaltung oder eines „Sound Star“ entscheiden. Bei beiden Aufgaben müssen Bauteile auf eine Platine gelötet werden. Nachdem geklärt war, dass ich gern den Stern machen wollte, durfte ich das erste Mal in meinem Leben programmieren. Es ist nicht wie das Programmieren eines Computers; darum geht es ja auch nicht. Denn es geht viel eher um die Programmierung von Schaltungen. Das elektronische Gerät ersetzt dann bestimmte Bauteile, wie zum Beispiel ein Relais.
Keine Praxis ohne Theorie
Am Dienstag war ich dann im ersten Lehrjahr zu Gast und durfte dort erstmal alles mitmachen. An diesem Tag stand Physik auf der Tagesordnung. Wir haben mit den Grundlagen der Elektronik begonnen; das hieß: Klärung der zwei verschieden Stromrichtungen und Definition der Begriffe Spannung, Stromstärke und Widerstand/Leitwert. Zu der Definition gehören Formelzeichen, Einheit und Gleichung sowie ein Merksatz. Zu jedem Begriff haben wir dann ein paar Aufgaben gerechnet.
Der nächste Tag war nicht unbedingt anders aufgebaut. Wir haben zuerst wieder Physik gemacht. An diesem Tag standen Stromdichte, elektrischer Widerstand/Leiterwiderstand und der Zusammenhang zwischen Widerstand und Temperatur an der Tagesordnung. Dazu gab es dann auch noch ein paar kleine Aufgaben. Nach dem Physikunterricht durfte ich, während die anderen ihre Laptops einrichteten, mit einem Ausbilder einen neuen Experimentierkasten zum Thema Drehstrommotor ausprobieren. Das war echt cool!
Da das Einrichten der Laptops länger dauerte als geplant, wurde dies am nächsten Tag fortgesetzt und ich hatte Zeit, meinen Stern zu löten. Dies habe ich auch bis zum Ende des Tages durchgezogen. Leider wurde ich aber nicht fertig.
Am Freitag hatten wir nochmal zur Festigung ein paar Aufgaben durchgerechnet, bevor wir die Werkstatt putzten.
Die ersten eineinhalb Wochen waren schon mal sehr interessant und ich konnte sehen, was man in der Ausbildung zum/zur Elektroniker:in für Betriebstechnik so alles lernt. Ich war doch sehr überrascht, als ich mitbekam, dass es sehr viel mit Physik und Mathematik zu tun hat. Ich war aber positiv überrascht, denn meine Lieblingsfächer in der Schule sind Physik und Mathematik.
Learning by doing
In der darauffolgenden Woche war ich dann bis Donnerstag alleine mit den Ausbildern, denn das erste und zweite Lehrjahr waren nicht in der Werkstatt. Am Montag habe ich meinen Stern zu Ende löten dürfen (siehe Bild). Er hat dann auch tatsächlich funktioniert. Danach hatte ich Zeit, um meine Bewerbung für einen Ausbildungsplatz zu schreiben, denn mein Praktikum bei den Berliner Wasserbetrieben gefiel mir sehr gut. Zum Schluss habe ich meine Aufgabe für den nächsten Tag bekommen.
Meine Aufgabe für den nächsten Tag war es, eine sogenannte Abzweigdose zu verdrahten. Als Erstes durfte ich daran tüfteln und dann, als ich die Dose fertig hatte, durfte ich mir ein Beispiel eines Ausbilders anschauen. Danach durfte ich noch einmal anfangen, um meine Dose ordentlicher zu machen. Das war gar nicht so einfach; dennoch fand ich es schön, dass ich mir als Erstes selbst den Kopf darüber zerbrechen durfte, bevor ich die richtige Lösung vorgelegt bekam. Hier war ganz viel „learning by doing“ angesagt.
An den darauffolgenden Tagen durfte ich dann eine Wechselschaltung aufbauen. Das heißt, dass man mit zwei Lichtschaltern eine Lampe schalten kann. Die Lampe muss von beiden Lichtschaltern ein- und ausgeschaltet werden können. Hierzu musste ich als erstens den Stromlaufplan verstehen, der mir zur Verfügung gestellt wurde und dann musste ich einen Installationsplan sowie einen Plan für die Verdrahtung der Abzweigdose zeichnen. Danach habe ich alle Bauteile an einer Holzplatte mit Schrauben befestigt und dazwischen Leitungen verlegt. Zum Schluss musste ich nur noch alles verdrahten und testen, ob es geht; und tatsächlich hat es gleich beim ersten Mal funktioniert.
Mein Fazit
Nach drei weiteren absolvierten Praktika waren diese zweieinhalb Wochen die beste Zeit, die ich bisher in einem Praktikum hatte. Es gab immer etwas Neues zu entdecken und jeder Tag war aufregend und spannend. Die Ausbilder sind alle sehr nett und helfen, wo sie können. Um einige Sachen besser zu verstehen, darf man einige Bauteile sogar auseinandernehmen. Mein Praktikum bei den Berliner Wasserbetrieben war ein Gewinn an Erfahrung und neuen Erkenntnissen. Das Praktikum ist für alle zu empfehlen, die sich gern mit Physik auseinandersetzen, Freude an der Arbeit mit Werkzeugen haben und etwas technisches Verständnis mitbringen.
Ich habe im Anschluss an das Praktikum meine Bewerbung für einen Ausbildungsplatz zur Elektronikerin für Betriebstechnik bei den Berliner Wasserbetrieben eingereicht, da ich erfahren konnte, dass mir die Aufgaben in diesem Beruf große Freude bereiten. Nun freue ich mich auf die weiteren Herausforderungen des Bewerbungsprozesses, die mich bald erwarten werden.