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Man nehme Rindfleisch, Pasta, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Gewürze, Rucola, Frischkäse, Parmesan und jede Menge Balsamicoessig. Aus diesen Zutaten lässt sich für zwei Personen ganz einfach ein sehr leckeres Gericht zaubern. Doch kann man meine „Rindfleisch-Balsamico Pasta“ auch für 100 Personen kochen?
Über das ganze Jahr versuchte sich die Kantine monatlich an Rezepten, die eigentlich nicht für die Zubereitung in Großküchen ausgedacht worden sind. Die zwölf Gerichte stammen aus dem Mitarbeiterkalender 2014 und sind Resultat eines internen Rezeptewettbewerbes. Da habe ich natürlich mitgemacht.
Das Besondere: Im jeweiligen Monat bereitete die Betriebsgastronomie die Gerichte zu und die Autorinnen und Autoren der Rezepte durften – wenn sie denn wollten – dabei mithelfen.
Mein Rezept hatte es als November-Essen in den Mitarbeiterkalender 2014 geschafft und natürlich hatte ich große Lust, mein Gericht mal in ganz neuen Dimensionen zu kochen.
Hochmotiviert und ein wenig nervös meldete ich mich daher an dem großen Tag im November zum Kochen. „Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, das Rezept in einer Großküche zubereiten zu wollen?“, war eine der ersten Fragen. Auch ich war gespannt, wie man meine Kreation für die breite Masse kochen würde.
Zunächst tauschte ich mein Büro-Outfit gegen die Küchenkleidung und fühlte mich plötzlich wieder wie eine Auszubildende. Auch die erste Aufgabe erinnerte daran: Zwiebeln pellen und schneiden. Aber diese Arbeit gehört nun mal zum Kochen dazu. Statt einer Zwiebel musste nur plötzlich eine Kiste Zwiebeln zerkleinert werden. Grundsätzlich wird in einer Großküche das Maßempfinden völlig auf den Kopf gestellt, beispielsweise beim Würzen: Statt eines Teelöffels nimmt man eine große Schippe für Pfeffer, Salz und Kräuter. Zudem ist es wirklich anstrengend, kiloweise Fleisch zu braten, Parmesan in großen Mengen zu hebeln oder mehrere große Becher Fischkäse cremig zu rühren.
Während des gesamten Kochprozesses zählte meine Meinung. „Wie machst du es denn zuhause?“, wurde ich immer wieder gefragt. Natürlich musste einiges bei dem Rezept den Größenverhältnissen entsprechend abgeändert werden. Beispielsweise gibt es keinen Rosmarinfrischkäse in großen Verpackungseinheiten zu kaufen, sodass wir diesen selber zubereiteten. Ich vertraute bei der Anpassung meines Rezepts auf die Erfahrung der netten Kolleginnen und Kollegen aus der Betriebsgastronomie. Beim Abschmecken hingegen richtete sich alles nach mir. Auch wenn es sich als gar nicht so einfach herausstellte, das Essen fein abzustimmen, war ich um 11 Uhr zufrieden mit dem Ergebnis. Gerade rechtzeitig, denn täglich ab 11:15 Uhr kommen die ersten hungrigen Gäste in unsere Betriebsgastronomie.
Ein weiteres Highlight des spannenden Tages folgte: Ich durfte mein Gericht selber anrichten und ausgeben. Viele Kolleginnen und Kollegen waren sehr überrascht, mich hinter der Theke zu sehen und oftmals wurde ich in der Arbeitskleidung zunächst gar nicht erkannt.
Ein bisschen Spaß muss sein – Ganz nach diesem Motto krönten wir mein Mini-Praktikum mit einem Scherz. Als meine Kolleginnen aus der Unternehmenskommunikation vorbei kamen und mich an meinem „neuen“ Arbeitsplatz besuchten, holte ich einen in Ketchup getunkten Lappen hervor und tat so, als hätte ich mich geschnitten. Ihre Gesichter sorgten bei dem Küchenteam und mir für allgemeine Belustigung. ;-)
Der Tag hat mir jede Menge Spaß gemacht. Und ein wenig stolz war ich auch. Denn einige Kolleginnen und Kollegen kamen später zu mir oder schrieben mir eine E-Mail, um mir zu sagen, dass es sehr lecker gewesen sei. Aber die Arbeit in einer Großküche ist schon richtig anstrengend. Daher war ich am nächsten Tag froh, dass ich Kochlöffel und Schürze wieder gegen Tastatur und Bildschirm tauschen konnte.