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Welche Schwierigkeiten kommen auf Eltern in der Ausbildung zu? Zähle uns bitte mal die kniffligsten auf!
Die größte Schwierigkeit besteht darin, Zeit zum Lernen zu finden, denn dazu kommt man nicht so oft wie erhofft und wenn, ist der Akku abends oft leer.
Problematisch wird es auch, wenn das Kind krank ist. Dann dauert es nicht lange bis man selbst auch krank ist. Dadurch entsteht natürlich doppelte Fehlzeit.
Außerdem steht man morgens manchmal unter zeitlichem Druck, wenn die Kleinen nicht aufstehen wollen. Da ist Kreativität gefragt. :)
Natürlich fragt man sich auch: „Wer betreut mein Kind bei Kitaschließzeiten oder Weiterbildung?“ Im Großen und Ganzen steht man vor den gleichen Problemen wie jeder andere Mitarbeiter mit Kind.
Welche generellen Angebote können junge Mütter oder Väter nutzen, die sich selbst noch in der Ausbildung befinden? Welche Angebote hast du bereits genutzt?
Man kann zur Eingewöhnung in den Kindergarten Sonderurlaub in Anspruch nehmen.
Ist die Kita mal geschlossen, hat man die Möglichkeit das Eltern-Kind-Büro zu nutzen. Außerdem erhalte ich gaaanz viel Verständnis von meinen Kolleginnen und Kollegen aus allen Abteilungen.
Hast du schon mal von „Teilzeitausbildung“ gehört? Warum kam das für dich nicht in Frage?
Ich habe erst im zweiten Lehrjahr mitbekommen, dass so etwas möglich ist. Ich fand die Idee an sich sehr schön, vor allem für Alleinerziehende. Da ich aber meinen Mann habe, der sich super mit einbringt, wäre das bei mir nicht nötig gewesen.
Erfordert das Mutter-Sein während der Ausbildung besonderes Organisationstalent? Passt das zu dir oder musstest du in die Rolle erst hineinwachsen?
Nein, das finde ich gar nicht, denn es gibt einen geregelten Tagesablauf. Da läuft das meiste von ganz allein. Falls Termine anstehen, werden diese auf den Abend gelegt, und der Rest wird dann eben am Wochenende erledigt.
Ich denke, ich bin in die Rolle ganz gut reingewachsen.
Wie ist die Stimmung im Unternehmen bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wenn du dein Kind mit zur Arbeit nimmst?
Ich habe bis jetzt in allen Abteilungen nur Positives erlebt, wodurch mir viele Probleme und Ängste genommen wurden.
Gab es besonders schwierige Momente für dich als Mutter in der Ausbildung?
Die Prüfungszeit!!! Das war ganz schlimm für mich. Ich war so unerträglich. Dieser Druck, allen gerecht werden zu müssen und die Angst, es nicht zu schaffen. Das hat meiner Familie echt den letzten Nerv geraubt, aber wir haben es ganz gut überstanden.
Was tust du, wenn dein Kind plötzlich krank wird? Was, wenn Mama einmal länger machen muss? Kannst du dann spontan reagieren?
Da wir keine Verwandten hier haben und unsere Bekannten alle selber arbeiten, gab es nur zwei Optionen: Mama oder Papa.
Da Papa Ausbilder ist und selbst seine Schützlinge hat, war meist ich die Auserwählte. Durch Gleitzeit kann ich auch mal spontan reagieren, was uns das Leben sehr erleichtert hat.
Wie sieht es finanziell aus? Ist es monatlich eher knapp mit deinem Ausbildungsgehalt?
Ich kann mich nicht beschweren! Ich bin froh, dass ich hier meine Ausbildung machen kann. Anderen geht es viel schlechter!
Wie schätzt du die Angebote zum Thema „Ausbildung und Kind“ der Berliner Wasserbetriebe ein? Meinst du, andere Unternehmen oder Länder sind da schon weiter?
Also ich finde es gut, so wie es ist! Mehr geht immer, nur die Umsetzung ist schwer, da das Unternehmen verschiedene Standorte mit unterschiedlichen Gegebenheiten hat.
Bist du in deiner Berufsschulklasse die Einzige, die schon eine Familie managen muss? Und wenn nicht, wie meistern das die anderen Azubi-Eltern? Welche Möglichkeiten haben sie in ihren Unternehmen?
Eine Kollegin und ich hatten zu Beginn der Ausbildung schon Kinder. Ab dem zweiten Lehrjahr sind dann noch zwei Mitschülerinnen Mama geworden.
Die meisten aus meiner Klasse kennen Eltern-Kind-Büros nicht, aber mitbringen dürfen Sie die Kleinen schon.
Ich sehe das meist etwas anders. Ob Azubi, mit oder ohne Kind, so gut wie hier, geht es den wenigsten Azubis in anderen Betrieben, sowohl finanziell als auch sozial gesehen.
Falls man als Azubi oft oder lange fehlt, sei es wegen der eigenen Gesundheit oder aufgrund des Kindes, muss man auf Verständnis hoffen, was bei manchen Betrieben auf Dauer meist nicht vorhanden ist.
Wenn du die Chance hättest: Würdest du etwas anders machen? Was könntest du dir besser vorstellen? Hast du Vorschläge für interne Angebote?
Ganz ehrlich!? Ich bin dankbar für alles, was uns jetzt schon geboten wird. Mehr kann, muss aber nicht sein.
Hast du Tipps für junge Mütter, die sich selbst noch in der Ausbildung befinden?
Ja: Arbeit ist wichtig! Nehmt es nicht zu locker, aber vergesst neben der Schule und dem Betrieb nicht eure kleine Familie, denn die kommt meist zu kurz.
Und Kinder verstehen es meist nicht, wenn Mama wieder sagt: „Tut mir leid Schatz, aber ich habe keine Zeit zum Spielen, ich muss lernen.“ Und ruck zuck sind die Kinder drei Jahre älter, und man hat die schönste Zeit verpasst!
Findet euren eigenen Weg, wie ihr Beruf und Familie unter einen Hut bringen könnt. Am besten gleich im ersten Lehrjahr, nicht erst, wenn es auf die Prüfung zugeht! Denn dann bleibt dafür keine Zeit. :)
Vielen Dank für das Interview, liebe Bianca!