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  • Hinter den Kulissen der Spülanalyse
  • Hinter den Kulissen der Spülanalyse

Lesedauer ca. 3 Minuten

Die Fußballweltmeisterschaft und das Berliner Trinkwasser haben mehr miteinander zu tun als man vorerst glaubt – denn wenn der Abpfiff der ersten Halbzeit erklingt, herrscht im Wasserwerk Tegel höchste Konzentration! Um herauszufinden, was dort von statten geht, haben wir uns für euch auf den Weg dorthin begeben und Dörte Albers zu diesem Thema befragt.

Wie sind Sie zu den Berliner Wasserbetrieben gekommen?
Im Jahr 1997 habe ich eine Ausbildung zur „Ver- und Entsorgerin, Fachrichtung Wasserversorgung“ (heute Fachkraft für Wasserversorgungstechnik) begonnen, die ich 2000 erfolgreich abgeschlossen habe. Kurze Zeit später erhielt ich das Angebot, den Beruf auch auszubilden. Ausbilderin bin ich heute nicht mehr. Es hat mich nun in die Öffentlichkeitsarbeit im Wasserwerk in Tegel verschlagen.

Was sind Ihre Aufgaben im Wasserwerk Tegel?
Meine Aufgabe ist es, Schulklassen und Delegationen hautnah zu zeigen, wie die Trinkwasserversorgung in Berlin funktioniert. Jeden Tag mache ich ca. zwei Führungen. Meine Aufgabe ist sehr abwechslungsreich und bereitet mir tagtäglich viel Freude!
Besonders die Delegationen sind immer beeindruckt, wenn sie erfahren, dass wir z.B. mit Trinkwasser Feuer löschen oder dass unser Trinkwasser während des Aufbereitungsprozesses nicht desinfiziert werden muss.

Was genau passiert im Wasserwerk zur Halbzeit bei der Fußballweltmeisterschaft?
Mit dem Abpfiff des Schiedsrichters steigt der Wassergebrauch in Berlin schlagartig in die Höhe! Der Grund dafür ist logisch: Denn die meisten Berlinerinnen und Berliner schauen sich gespannt das Fußballspiel an und gehen dann während der Halbzeit oder nach dem Spiel nahezu gleichzeitig auf die Toilette.
Dabei ist wichtig, dass der Wasserdruck innerhalb des Leitungsnetzes konstant bleibt, denn ansonsten laufen wir Gefahr, dass es zu Rohrbrüchen kommt. Deshalb dürfen bzw. müssen die Kolleginnen und Kollegen in der Schaltwarte das Spiel auch live auf dem Bildschirm verfolgen. ;)
Außerdem gibt es die so genannte „Spülanalyse“, die per Computer angefertigt wird und Auskunft über den Verlauf des Wasserverbrauchs während des Spiels gibt. Dies kann man dann für andere Spiele abwandeln und der Verbrauch ist besser einzuschätzen.

Wie greifen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein und wirken dem entgegen?
Prinzipiell erfolgt die Versorgung Berlins mit frischem Trinkwasser automatisch.
Da es allerdings, gerade bei solchen Events zu einem starken Druckabfall kommen kann, greifen die Kolleginnen und Kollegen auf den entsprechenden Werken manuell ein. Dies bedeutet, dass kurz vor Ende der Halbzeit oder des Spiels weitere Pumpen eingeschaltet werden. Diese laufen einige Minuten vorher an und gehen, wenn der Schiri pfeift, ans Netz. Man muss dafür viel Fingerspitzengefühl haben, vor allem, weil man im Vorfeld nie genau weiß, wie lange die Nachspielzeit geht. Da sitzen die Kolleginnen und Kollegen schon mal wie auf heißen Kohlen!

Was würde passieren, wenn niemand eingreifen würde?
Grundsätzlich würden die Berlinerinnen und Berliner vorerst gar nichts davon mitbekommen. Aber sobald der Wasserdruck dann wieder abfällt, würde es durch die Druckschwankung zu starken, wellenartigen Druckstößen kommen, die zu Rohrbrüchen führen würden. Für uns, als Wasserversorger, wäre dies eine Katastrophe!

Kam es schon mal zu Komplikationen?
Tatsächlich kam es schon mal zu solchen Rohrbrüchen. Grund dafür war, dass eine Fernsehsendung, die sogar mitten in der Nacht lief, doch beliebter als gedacht war. Die Folge dieser Fehleinschätzung waren Rohrbrüche. Dies ist aber schon ca. 20 Jahre her.

Gibt es noch andere Auffälligkeiten im Verhalten der Berlinerinnen und Berliner, die Ihnen im Wasserwerk auffallen?
Ja, in der Tat, solche Phänomene kommen gar nicht so selten vor.
Der „Tatort“ oder die „Lindenstraße“ sind andere Beispiele, obwohl immer alle behaupten, diese Sendungen nicht zu schauen. Auch die Formel 1, Blockbuster-Premieren und natürlich die wichtigen Fußballspiele interessieren die meisten Bürgerinnen und Bürger Berlins. Jedoch verläuft sich der Verbrauch heute mehr als früher, zum Beispiel durch „Time-Shift“, also zeitversetztes Fernsehen.
Es liegt immer das aktuelle Fernsehprogramm in der Schaltwarte aus. Außerdem können wir auf eine langjährige Erfahrung zurückblicken und haben ein gewisses Feingefühl für die Regelung des Wasserdrucks entwickelt. Zusätzlich sprechen sich die Kolleginnen und Kollegen in der Schaltwarte auch untereinander ab.
Letztes Jahr gab es in Berlin außerdem sehr viele Unwetter. Eines Nachts hatten wir einen extrem hohen Wasserverbrauch. Deshalb haben wir uns mit anderen Wasserwerken in Verbindung gesetzt und herausgefunden, dass die Berlinerinnen und Berliner anscheinend durch das Unwetter wach wurden und sich dachten: Wenn sie schon mal wach sind, können sie ja auch gleich noch mal auf Toilette gehen. Deshalb kam es nachts zu einem so hohen Wasserverbrauch.

Existiert das gleiche Phänomen auch im Abwasserbereich?
In der Tat kann das ganze Wasser ja nicht einfach „weggetrunken“ werden und verschwindet dann. Jedoch ist das Phänomen beim Abwasser nicht so stark ausgeprägt. Kurzzeitig sind die Kanäle zwar richtig voll, aber das Abwasser verteilt sich ja eher auf die Stadt.
Ein größeres Problem, das die Kolleginnen und Kollegen der Abwasserentsorgung haben, ist der Starkregen. Dafür gibt es aber im Untergrund Berlins Regenspeicher, die nach und nach wieder geleert werden.

Vielen Dank Frau Albers für das interessante Interview!

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