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Damit wir uns einmal einen Einblick in einen kleinen Teil unserer Forschungsarbeit verschaffen können, wurden mein Kollege Dennis und ich in eines unserer Abwasserpumpwerke eingeladen. Um 13 Uhr haben wir uns also in der Sonnenallee eingefunden und wurden in das Werk geführt – besser gesagt, in das Gebäude daneben. In diesem befinden sich drei Rohre, in die ein Teil des Abwassers aus dem Pumpwerk nebenan geleitet wird. Doch wozu?
In diesen drei Rohren werden Versuchsreihen durchgeführt – beispielsweise wurde so schon geprüft, ob Salze und Mineralien in die Rohre eingelassen werden, um Geruchsbildung zu mindern. Akut geht es allerdings darum, wie sich der niedrige Wasserdurchfluss, der insbesondere in langen Wärme- und Trockenphasen auftritt, auf die Rohre und das Kanalisationssystem auswirken, inwiefern Ablagerungen auftreten und wie an diesem Problem gearbeitet werden kann. Dazu wird ein Teil des Abwassers durch die Messstrecken geschickt und die Situation mithilfe moderner Mess- und Regeltechnik simuliert. Unglaublich interessant, wie man die großen Kanalsysteme im Kleinen simulieren und nachbilden kann und was daran zu erkennen ist. So wird unter anderem auch untersucht, wie sich die Belastung durch das Abwasser auf unterschiedliche Betonarten und Rohre auswirkt.
Durch den abnehmenden Wasserverbrauch der letzten 25 Jahre gelangt weniger Wasser in die Kanalisation, was zur Folge hat, dass sich die Fließgeschwindigkeiten in den Kanälen verändern, sodass Sedimente im Kanal verbleiben und bereits dort zu faulen beginnen. Bei diesem Prozess entsteht Schwefelwasserstoff, der die üblen Gerüche verursacht. Durch die Bakterien in der Kanalisation entsteht aus diesem Schwefelwasserstoff dann Schwefelsäure.
Neben üblen Gerüchen verursacht die Schwefelsäure aber auch Korrosionen an Beton und Metallen und reduziert deren Lebensdauer drastisch. Gefährlich ist das, weil beispielsweise die Steigeisen im Einstiegsschacht korrodieren können und abbrechen. Dadurch sind unsere Kolleginnen und Kollegen einer größeren Verletzungsgefahr ausgesetzt. Oftmals muss daher viel früher als geplant eine Sanierung erfolgen.
Nach einem sehr umfassenden Gespräch mit einem Mitarbeiter und unzähligen Fotos sind wir noch ins nebenanliegende Gebäude gegangen, um uns die Hände zu desinfizieren (schließlich sind wir ja mit Abwasser in Kontakt gekommen). Als wir gerade gehen wollten, bot uns der Kollege noch an, Fotos vom Abwasserpumpsystem nebenan zu machen. Da konnten wir natürlich nicht nein sagen!
Nachdem uns dort noch einmal erzählt wurde, welchen Weg das Abwasser in das Pumpwerk nimmt und wie es von dort in die Klärwerke kommt, haben wir auch davon noch einige Fotos gemacht – definitiv ein Anblick, den man nicht alle Tage bekommt. Hoch technisch und super spannend! Fand ich jedenfalls. :-)
Dieser Termin war für mich als „Schreibtischtäter“ sehr interessant und ich habe viel über Dinge erfahren, an die man natürlich nicht denkt, wenn man in der Thematik sprichwörtlich „nicht drinsteckt“. Vielen Dank also an die Kollegen vom Abwasserpumpwerk in Neukölln für die Einblicke in die Technik und die tollen Erklärungen!