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„Gibt’s des Rumpfschteak au mit Spätzle?“ Bei einem Mitarbeiterdankeschön-Essen in Baden-Württemberg hätten 30 Augenpaare gespannt die Antwort des Kellners abgewartet, da es ja durchaus eine relevante Frage ist! In Berlin konnte ich zumindest zur allgemeinen Erheiterung einen Beitrag leisten.
Diese kleine Anekdote beschreibt meine Anfangszeit in Berlin sehr gut. Die Umstellung von einem 6.000-Einwohner-Banlieue Stuttgarts zu der Weltmetropole Berlin, Stadtteil Neukölln war vor allem in den ersten Tagen a bissle schwierig.
Schnell musste ich allerdings feststellen, dass Berlin es einem doch sehr einfach macht, sich einzugewöhnen. Egal welche Interessen man auch hat, hier in Berlin gibt es wirklich alles! Als ich dann an unserem ersten Samstag pünktlich zur Bundesliga inmitten von über 100 Exil-Schwaben meinen VfB Stuttgart anfeuern konnte, war sämtliches Heimweh Geschichte.
Heute fühl ich mich zumindest teilweise schon wie ein kleiner Berliner. Es ist nicht die Nationalität, die Hautfarbe, die Religion oder die Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe, die einen Berliner ausmacht, sondern vielmehr das Lebensgefühl. Diese Momente, wenn man abends nach der Arbeit noch zusammen am Kanal sitzt, zusammen ein Bier trinkt, Zigaret-tenrauch liegt in der Luft, die Sonne wirft ihre letzten Strahlen auf das Wasser und irgendwo kommt Musik her. Das ist Berlin: „arm aber sexy“, wie die Berliner sich selbst gern beschreiben. Gemäß dem biblischen Motto „Kümmre dich nicht um den morgigen Tag, der kümmert sich schon um seine eigenen Sorgen“, ist es die Leichtigkeit, fast schon an Naivität grenzend, die einen unvergleichbaren Charme ausstrahlt.
Wie Richard von Weizsäcker (*1920) wusste „Zu den Zierden Deutschlands gehören seine Städte. Unter ihnen ist Berlin weder die älteste noch die schönste. Unerreicht aber ist seine Lebendigkeit.“
Die Berliner Wasserbetriebe, vor allem die Kolleginnen und Kollegen aus der Unternehmenskommunikation sind mir sehr ans Herz gewachsen. Es ist viel wert, jeden Morgen mit einem guten Gefühl in die Arbeit zu gehen. Ich wurde hier trotz sprachlicher und kultureller Barrieren sowohl auf zwischenmenschlicher Ebene als auch arbeitstechnisch in kürzester Zeit vollkommen integriert. Dafür bin ich sehr dankbar, denn das ist nicht selbstverständlich!
Ich möchte diese Zeit hier nicht missen, die positiven Dinge wahren, aber auch die teilweise erschreckenden Bilder, die sich in einer Weltstadt abspielen, nicht vergessen.
In diesem Sinne: Tschüssle, kommet me mol bsucha im Ländle!