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07:17 Uhr – morgens in einer Berliner Zwei-Zimmer-Wohnung. Das Handy klingelt, ich werde geweckt. Verschlafen greife ich zum Handy und nehme den Anruf mit halb geöffneten Augen entgegen. „Herr Böckelmann? Ich komme wegen Ihrer Bewerbung für ein Duales BWL-Studium auf Sie zurück. Haben Sie noch Interesse an einem Platz bei den Berliner Wasserbetrieben?“ – Jetzt bin ich wach!
Mein Name ist Nikolas Böckelmann und ich studiere Betriebswirtschaftslehre mit der Fachrichtung Industrie in Kooperation mit den Berliner Wasserbetrieben. Nachdem ich nach meiner schriftlichen Bewerbung, dem Einstellungstest und dem Bewerbungsgespräch zunächst eine Absage bekommen hatte, war ich nach dem Telefonat natürlich doppelt so glücklich über die Zusage. Wenn ich mich richtig erinnere, bin ich am nächsten Tag zur Vertragsunterzeichnung in die Fischerstraße gekommen und konnte mein Glück kaum fassen.
Jetzt sitze ich an meinem Büroplatz und grüble über meinen Praxistransferbericht, den ich für die Fachhochschule schreiben muss. Ich habe bereits eine Theoriephase und in einer Woche auch meine erste Praxisphase abgeschlossen und bin somit mit meinem ersten Semester fast durch. Was kann man nach dieser Zeit über den Alltag in der Fachhochschule und den Betrieb sagen?
Ein Semester besteht aus drei Monaten Theorie und anschließend drei Monaten Praxis. Man wird in den Praxisphasen in verschiedenen Abteilungen der Berliner Wasserbetriebe eingesetzt.
An der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin findet man sich relativ schnell zurecht. Da man im Gegensatz zu einer Universität nicht mit 500 Leuten in einem Saal, sondern mit einem festen Kursverband (ca. 30 Personen) in einem Raum sitzt, ist die Lernatmosphäre deutlich angenehmer. Die Professoren sind freundlich und beantworten gerne Fragen. Dadurch, dass man mit anderen jungen Leuten zusammen ist, die aus verschiedenen Firmen kommen, hat man natürlich auch viele Gesprächsthemen. Im Unterricht ging es um wirtschaftliche Grundlagen sowie betriebliche Aspekte. Auch das Modul Mathematik war dabei. Nicht so schön ist, dass man teilweise auch an ein bis zwei Samstagen im Monat zur HWR fahren darf und dass der Stundenplan immer variiert. Keine Sorge, der Stundenplan ist lange im Voraus bekannt. Mir würde ein fester, wöchentlich gleichbleibender Stundenplan aber besser gefallen. Am Ende der Theoriephase schreibt man in den zwei letzten Wochen die Klausuren. Bei uns waren es insgesamt vier schriftliche Prüfungen und eine Präsentation. Die Ergebnisse werden aber erst vier bis sechs Wochen später bekannt gegeben.
Die Praxisphase im Betrieb ist ganz anders. Man wird durch seine/n Studienbeauftragte/n einer Abteilung zugewiesen. In meinem Fall war es der Einkauf. Nach dem Einführungsgespräch, in dem einem nahegebracht wird, was von einem erwartet wird, bekommt man einen Arbeitsplatz und eine Person, die einen im Praxiseinsatz betreut, zugewiesen. Und dann geht’s los.
Hier im Einkauf für Bauleistungen wird einem gezeigt, wie Baumaßnahmen ausgeschrieben werden, und wie und wann welche Firma einen Zuschlag erhält. Grundsätzlich kümmert sich der Einkauf um die kaufmännische Seite einer Beschaffung. Nachträge werden bearbeitet und Bestellungen mit der Software SAP geschrieben. Es werden wichtige Gespräche mit der Bauleitung (technischen Seite) einer Maßnahme geführt. Nach und nach versteht man, wie der Einkauf bei den Berliner Wasserbetrieben so funktioniert. Besonders stolz ist man, wenn man bei Gesprächen mit externen Unternehmen oder mit Bauleitern seine Kontaktdaten angeben darf, falls es noch Rückfragen zu dem Vorgang geben sollte.
Gerne wird für die Auszubildenden auch mal eine Führung durch die Klärwerke und Wasserwerke gegeben. Man bekommt dadurch einen besseren Einblick darüber, was man an seinem Büroplatz überhaupt einkauft oder bestellt.
Die Zeit hier im Betrieb und in der Hochschule ist wirklich klasse. Ich bin sehr glücklich, dass ich an dem oben erwähnten Morgen durch den Anruf geweckt wurde. Jetzt freue ich mich auf die nächste Theoriephase an der HWR und drücke allen Bewerberinnen und auch Bewerbern die Daumen.
PS: Als BWL-er bin ich sozusagen verpflichtet, das auch noch schnell zu erwähnen: Die Vergütung und die Leistungen des Betriebs können sich echt sehen lassen^^