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FaMI's in der Werkstatt

Lesedauer: ca. 3 Minuten

Körnen, bohren und feilen. Das waren die Haupttätigkeiten in den drei Tagen, an denen ich einmal in die technische Ausbildung reinschnuppern durfte! Wofür ich diese Tätigkeiten gebraucht habe, erfährst du nur, wenn du weiterliest. Viel Spaß dabei.

Wie sehen eigentlich acht Stunden Arbeit aus, wenn man bei den Berliner Wasserbetrieben eine technisch-gewerbliche Ausbildung macht? Ich bin der Frage nachgegangen und durfte zusammen mit zwei Kollegen für drei Tage in diese Rolle schlüpfen.

Mittwochmorgen, 5.30 Uhr in Berlin-Wilmersdorf. Der Wecker klingelt viel zu früh und versetzt mich in Verwunderung. Schon nach kurzer Zeit aber kehrte meine Erinnerung langsam wieder zurück: Für die nächsten drei Tage darf ich in die Rolle eines technischen Azubis schlüpfen, wo die Arbeit ja bereits um 6 Uhr beginnt. Zum Glück wurden wir etwas geschont und durften eine Stunde später anfangen. So standen wir dann pünktlich um 7 Uhr an unseren neuen Arbeitsplätzen.

Nachdem wir uns umgezogen hatten und in der neuen Arbeitskleidung steckten, bemerkten wir schon den ersten Unterschied: Auf einmal wurden wir von allen technischen Azubis gegrüßt. Komisch. Der Spruch „Kleider machen Leute“ scheint wohl doch zu stimmen.

Im Anschluss an das morgendliche Briefing, was uns in den nächsten Tagen bevorsteht, ging es auch direkt los. Wir lernten, was sich hinter Fachbegriffen wie „Körnen“ oder „Anreißen“ und „Feilen“ verbarg. Bei einer Übungsaufgabe lernten wir dann aber schnell, wie man Feile, Anreißnadel und Körner richtig benutzt. Nach einer guten Stunde hatten wir alle verstanden, wie es geht, aber trotzdem machten wir ganzen restlichen Tag nichts anderes mehr. Nur immer wieder körnen und anreißen, körnen und anreißen…

Nach dem ersten Tag wurde uns offenbart, was wir mit den neu erlernten Fähigkeiten anstellen können. Wir sollten uns einen Flaschenöffner fertigen! Dass sollte kein gewöhnlicher 0815-Flaschenöffner sein, nein, er sollte die Form einer Gitarre bekommen. Ziemlich coole Angelegenheit, wie ich finde.

Alle Angaben, die wir zum Anfertigen brauchten, also die Maße, die Körnerpunkte und die Bohrerstärke für die Löcher, entnahmen wir den Plänen der Ausbilder. Nach gefühlten acht Stunden waren alle Körnerpunkte gesetzt. Danach durfte ich an die große Standbohrmaschine. Yeah! Eigentlich sollte man meinen, bohren ist nicht schwer, aber man sollte so eine Bohrmaschine nicht unterschätzen! Der Ausbilder sagte uns noch, dass das Werkstück fest eingespannt sein muss. Er hatte das Wort „fest“ extra betont! Ich hab dann gleich gemerkt warum, denn mein Werkstück drehte sich nun wie ein Rotor um sich selber.

Wer jetzt denkt, dass das Bohren von ungefähr 40 Löchern das Anstrengendste war, den muss ich enttäuschen. Das Feilen im Anschluss war bei weitem anstrengender. Ich merkte schnell, dass nicht alle Linien sauber angerissen wurden und daraus folgte, dass meine Gitarre nun einen etwas schiefen Hals bekam. Alles in allem kann sich das Ergebnis aber doch sehen lassen!

Mein Fazit zu diesen drei Tagen: Cool! Es war wirklich sehr interessant mal zu sehen, wie die acht Stunden Arbeitszeit aus einem anderen Blickwinkel aussehen.
Zwar ist an mir ein guter technischer Azubi verloren gegangen (*hust*), aber dennoch bin ich froh, mich für eine kaufmännische Ausbildung bei den Berliner Wasserbetrieben entschieden zu haben – mir liegt mein Beruf einfach mehr.

Eine Sache noch zum Abschluss: Der Flaschenöffner wurde selbstverständlich eingeweiht und funktioniert einwandfrei!

Das Schweizer Taschenmesser unter den Azubis
Bist du noch Städter oder schon Europäer?

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