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Hier nun Teil zwei meiner kleinen Geschichte unserer Ausbildung. Ich mache am besten dort weiter, wo ich aufgehört habe – in einer Zeit der Umbrüche und der nahezu ununterbrochenen Ausbildungsgeschichte der Berliner Wasserbetriebe.
Als Berlin 1949 geteilt wurde, teilte sich auch der Betrieb: Einmal in die Großberliner Wasser- und Entwässerungswerke im Osten und in die Berliner Wasserwerke sowie die Berliner Entwässerungswerke im Westen. Beide Seiten gingen von da an auch in der Ausbildung ihrer Lehrlinge erst einmal verschiedene Wege.
Im Westteil Berlins wurde nachweislich ab 1952 wieder ausgebildet. Mit wie vielen Azubis angefangen wurde, geht leider aus den Berichten der ehemaligen Auszubildenden nicht hervor. Im Ostteil wurden 1953 schon wieder 15 Lehrlinge eingestellt, von denen sogar 13 weiblich sein mussten. Ausgebildet wurde sowohl in kaufmännischen Berufen, wie z.B. zum Facharbeiter für Schreibtechnik, als auch in technischen Berufen, wie z.B. zum Elektromechaniker.
Bereits damals wurde bei uns schon viel für die Entwicklung und Förderung unserer Azubis getan. Aus dem Betriebskollektivvertrag der Großberliner Wasser- und Entwässerungswerke (Ost) geht hervor, dass die Lehrlinge verbilligtes Essen in der Betriebsgastronomie erhalten haben, feste Beträge für Lehrmittel für die Ausbildung zur Verfügung gestellt wurden und Lehrgänge zur Vorbereitung auf die Facharbeiterprüfung durchgeführt wurden. Es fand sogar halbjährlich eine Elternversammlung mit den Eltern der Azubis statt und es gab eine Prämie, wenn ein Lehrling früher ausgelernt hatte, übrigens auch für den Ausbilder. Was die Elternabende angeht, kann ich mich gerade nicht entscheiden, ob man sie nicht vielleicht wieder einführen sollte oder ob ich dankbar bin, dass sie weg sind. ☺
Ein weiteres interessantes Detail ist, dass es sogar Fördergelder für die Durchführung von Kultur- und Tanzveranstaltungen und für Sommer- oder Winterwanderungen gab. Es wurde Jugendliteratur angeschafft, um Buchbesprechungen durchzuführen. Die Azubis damals wurden also sogar kulturell und sportlich gefördert!
Die damalige Arbeitszeit betrug stramme 48 Stunden, auf 6 Tage verteilt. Heute arbeiten wir nur noch 39 Stunden, verteilt auf 5 Wochentage, ein freies Wochenende ist also im Vergleich zu damals schon irgendwie Luxus.
Der Lehrlingslohn war nach Lehrhalbjahren gestaffelt und betrug bei den technischen Azubis im 1. Lehrhalbjahr 72 DM und im letzten Lehrhalbjahr 110 DM. Bei kaufmännischen Lehrlingen staffelte sich der Lohn von 60 DM bis 100 DM. Inzwischen ist allerdings einiges an Wasser die Bäche heruntergelaufen und ich kann nicht genau sagen, ob das ein guter oder schlechter Lohn war.
Soviel zu Lohn, Arbeitszeit und Vergünstigungen von damals. Wie schon das letzte Mal, folgt an dieser Stelle das allseits beliebte: