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Teil 1 von 3
Der erste Job, den ich angenommen habe, als ich meine Ausbildung hier begonnen habe, war die Ausbildungsrecherche. Wir wollten wissen, wann das mit der Ausbildung bei den Berliner Wasserbetrieben eigentlich angefangen hat.
Wir suchten also Informationen über die Geschichte der Ausbildung hier im Betrieb. Das herauszufinden war schwerer als erwartet und so wurde der Job mit der Zeit mein eigenes „kleines“ Steckenpferd. Heute endlich fange ich an, euch meine Ergebnisse zu präsentieren.
Bereits in den Geschäftsberichten von 1930 und 1931 werden „jugendliche Arbeiter mit besonderem Lohn“ erwähnt. Da liegt die Vermutung nahe, dass es sich hier um Auszubildende handelt – hundertprozentig bestätigen kann man das aber nicht. Sicher ist aber, dass schon damals eine Teilung von technischen und kaufmännischen Angestellten stattgefunden hat. Lehrlinge wurden allerdings nicht auf diese Art unterschieden, das geschah erst ab ca. 1937.
Laut Geschäftsbericht wurden 1934 offiziell 8 Lehrlinge und 1935 5 Lehrlinge bei der Berliner Städtische Wasserwerke AG aufgelistet. Das heißt, dass wir spätestens seit Mitte der 30er Jahre ausbilden. Somit blickt die Ausbildung bei den Berliner Wasserbetrieben auf eine ungefähr 80 Jahre alte Tradition zurück.
Während des 2. Weltkrieges wurden dann nur wenige und hauptsächlich kaufmännische Berufe, wie z.B. die Kaufmannsgehilfen, ausgebildet. Auch damals war fachkundiger Nachwuchs rar. Deshalb wurden 1937 in gemeinsamer Arbeit mit den Berliner Städtischen Gaswerken und der Stadtentwässerung die „Voraussetzungen für die Erziehung technischer Lehrlinge“ geschaffen, um „einen leistungsfähigen Nachwuchs zu schaffen“, das stand jedenfalls so im Geschäftsbericht von 1937.
Die Lehrzeit betrug übrigens damals schon ganze 3 Jahre und konnte auf Grund ganz besonderer Leistungen des Lehrlings auf 2,5 Jahre verkürzt werden, bzw. auch bei langer Krankheit sogar entsprechend verlängert werden. Da hat sich seit damals also wenig geändert, genauso wie bei der dreimonatigen Probezeit, die gab es früher auch schon. Das alles fand ich in einem Lehrvertrag von 1942. Der Ausbilder hieß früher noch Lehrherr, tolles Wort, mein Chef möchte ab jetzt auch so genannt werden…
Aus dem Lehrvertrag geht ebenfalls hervor, dass die Abschlussprüfung damals schon von der Industrie- und Handelskammer zu Berlin (IHK) abgenommen wurde. Nach dem Krieg verlagerte sich der Ausbildungsschwerpunkt dann vorwiegend auf technische Berufe wie den Maschinenschlosser, den Mechanisten oder den Rohrverleger. Hier gab es den größten Bedarf. Dazu aber mehr in meinem nächsten Blogbeitrag.